Sie sollen nicht weniger als die Revolution bei den Corona-Tests bringen und die Quarantänedauer reduzieren. Die neuen Corona-Schnelltests von Roche werden bis Ende Monat an Schweizer Labore verteilt. Gleichzeitig mit den neuen Grippe-Corona-Tests.
Der Pharmakonzern Roche liefert in den nächsten Tagen seine neuen Corona-Schnelltests in der Schweiz aus. Zuerst an private und öffentliche Diagnostik-Labore.
Die Schweizer Wirtschaft setzt grosse Hoffnungen in diese sogenannten Sars-CoV-2-Rapid-Antigen-Tests, die ähnlich wie Schwangerschaftstests funktionieren und eine Treffergenauigkeit von 96,5 bis 99,7 Prozent haben.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt die neuen Tests derzeit nicht, weil sie noch nicht validiert seien. Die US-Behörden dagegen haben sich 150 Millionen Stück des einzigen anderen Antigenschnelltests, der über eine hohe Präzision verfügt und kein Laborgerät benötigt, unter den Nagel gerissen. Sie lassen sich das Produkt des US-Konzerns Abbott 760 Millionen Dollar kosten.
Testen gegen zweiten Lockdown
Trotz Zurückhaltung in Bundesbern prüfen Epidemiologen und Politiker nicht nur eine neue Quarantänestrategie. Mit dem Markteintritt der Antigentests bringen sie nun auch eine neue Teststrategie aufs Tapet. Selbst wenn die Fallzahlen und Erkrankungen steigen, können häufige und schnelle Tests einen zweiten Lockdown verhindern. Das gilt selbst dann, wenn die Kontaktverfolgung wegen vieler Fälle nicht mehr möglich ist.
Statt einzelnen Verdachtsfällen nachzugehen, sollen günstige Antigenschnelltests bei der breiten Bevölkerung wiederholt durchgeführt werden. Positiv Getestete müssten in Quarantäne, die Infektionsketten werden durchbrochen.
Einzelne Wissenschaftler glauben gar, dass eine ausgeklügelte Teststrategie eine Corona-Impfung erübrigen könnte. Das gilt Stand heute als unrealistisch. Solange die Antigenschnelltests von Medizinern durchgeführt werden müssen, scheitert flächendeckendes Testen an den Kapazitätsgrenzen.
Nicht zum Selbsttest
Denn zu Hause selber durchführen kann man den Schnelltest nicht. Ein Mediziner muss ihn vornehmen. Es würde bis nächsten Frühling dauern, um zu belegen, dass die Tests konsumentensicher sind.
Roche sieht den Schnelltest nicht als Ersatz für den PCR-Test. Aber er habe grosse Vorteile, wenn die Laborkapazitäten knapp seien und die Ergebnisse sehr schnell gebraucht würden. Weiter: «Da er ohne weitere Testgeräte funktioniert, eignet er sich auch besonders für den Einsatz in Regionen, die über keinen guten Zugang zu PCR-Tests verfügen.»
Gleichzeitig mit dem neuen Schnelltest liefert Roche einen neuen kombinierten Grippe-Corona-Test an die Labore. Für das Resultat braucht es drei Stunden. Das werden entscheidende Stunden sein, wenn sich Patienten testen lassen, die nicht wissen, ob sie an Corona oder einer saisonalen Grippe erkrankt sind.
So funktioniert der neue Corona-Schnelltest von Roche
Der Antigenschnelltest ist der neuste Hoffnungsträger im Dschungel der Corona-Tests. Roche ist neben der US-Firma Abbott der einzige Konzern, der derzeit einen solchen Schnelltest, der kein Laborgerät zur Auswertung braucht, auf den Markt bringt. Seine Technologie ist eine wesentliche Neuerung im Kampf gegen Corona.
Der sogenannte PCR-Test ist der vom Bund empfohlene Test. Er untersucht die DNA der Proben auf Teile des Coronavirus – der präzise Auswertungsprozess im Labor dauert allerdings 24 bis 48 Stunden. Er kann Coronaviren nachweisen, bevor Symptome auftreten – wie viel vorher, ist nicht bekannt.
Der Antigentest dagegen zeigt spezielle Moleküle (Antigene) auf der Oberflächenstruktur des Virus an, mit denen der menschliche Körper auf die Vireneindringlinge reagiert. Das Teststäbchen enthält einen Streifen, der sich bei Vorhandensein solcher Antigene im Nasenabstrich verfärbt und beim Strich T innert 15 Minuten anzeigt. Wie beim Schwangerschaftstest gibt es einen Kontrollstreifen (beim zweiten Strich C), der sich färbt, wenn der Test positiv ausfällt.
Die erwähnten Tests unterscheiden sich wesentlich von den Corona-Antikörper-Tests, die seit Frühling auf dem Markt sind. Antikörper sind Proteine, die im Körper erst entstehen, wenn dieser bereit ist, die feindlichen Viren anzugreifen. Gemäss bisheriger Kenntnis erreicht die Zahl der Antikörper ihren Höhepunkt erst zwei Wochen nach der Infizierung. Damit sind die Antikörper-Tests zu langsam, um einer angesteckten Person anzuzeigen, dass sie in Quarantäne sollte.