Credit-Suisse-VR Urs Rohner hat mit zwei Abgängen und Erklärungen erste Wogen geglättet. Um den Ruf der CS zu rehabilitieren, braucht es aber volle Transparenz. Diese wurde bisher nicht hergestellt, schreibt BLICK-Vize-Wirtschaftschefin Claudia Gnehm.
In der Krise um die Beschattungsaffäre der Credit Suisse hat deren Verwaltungsratspräsident Urs Rohner heute Morgen erste Wogen geglättet. Die von ihm angeordnete externe Untersuchung benennt Verantwortliche, diese mussten den Hut nehmen.
Rohner hat die Überwachung klar verurteilt und sich, auch beim bespitzelten Iqbal Khan, entschuldigt. Sein Entscheid, an CEO Tidjane Thiam festzuhalten, ist zum jetzigen Zeitpunkt nachvollziehbar. Dennoch bemerkenswert war seine versteckte Kritik an Thiams Führung: «Es ist nicht üblich in unserem Geschäft, dass der CEO über eine solche Überwachung nicht informiert ist.»
Der Auftritt reicht, um die Erwartungen der Börse zu erfüllen. Aber er reicht nicht, um den Ruf der CS und des Schweizer Finanzplatzes komplett wiederherzustellen. Wenn dem obersten Chef der zweitgrössten Schweizer Bank ethisches Verhalten der CS wichtig ist – wie er betonte –, dann muss er volle Transparenz herstellen über die Ursache für den Streit zwischen Iqbal Khan und Tidjane Thiam.
Was vor der Bekanntgabe von Khans Wechsel zur UBS vorgefallen ist, hat die Untersuchung bewusst ausgeklammert. Rohner will die Querelen zwischen Khan und Thiam Anfang Jahr als Privatsache abtun, obwohl die Kontrahenten wegen des vehementen Streits extra an ihn gelangten.
Ohne Klärung bleibt der Verdacht hängen, dass im Streit zwischen den beiden Alphatieren doch etwas vorfiel, das nicht sauber war – sei es eine Bedrohung Khans wegen seiner Machtansprüche, sei es etwas anderes. Rohner konnte nicht befriedigend erklären, wieso er Khan so ungewöhnlich schnell abspringen liess. Deshalb bleibt der ungute Eindruck, dass Khan etwas in den Händen hatte, um sich durchzusetzen.
Für die Zukunft der Credit Suisse ist es entscheidend, dass es Rohner nicht bei der unvollständigen Untersuchung belässt. Eine grosse offene Frage bleibt, nämlich wieso die Untersuchung zum Schluss kommt, dass keine weiteren Mitarbeitenden – oder gar Thiam selbst – involviert waren, wenn offenbar «einige private Kommunikationen gelöscht worden» sind.
Alle Wogen und Wellen, die die Affäre weit über die Schweiz hinaus wirft, kann Rohner nur mit vollständiger Transparenz glätten. Nur schon aus Respekt für die Angehörigen des verstorbenen Mittelsmanns muss die Aufklärung weitergehen.