Das könnte die Rettung sein für kleine Skigebiete. Das portugiesische Start-up Snowpass verkauft den ersten europaweiten Skipass für elf Länder. BLICK weiss, welche 24 Skisportgebiete aus der Schweiz dabei sind, und was sie sich davon erhoffen.
Die Skifieberkurve steigt. Der Auftakt in die alpine Ski-Weltcup-Saison 2019/20 ist gemacht. Die Sportfachgeschäfte locken Kunden mit Aktionen zur Skisaisonmiete.
Das perfekte Umfeld, um das «Interrail» für Skifahrer zu lancieren. Mit dem Skipass des portugiesischen Start-ups Snowpass (Slogan: «Der grösste Skipass der Welt») sollen Inhaber ab dieser Wintersaison erstmals freie Fahrt in über 100 Skigebieten in Europa haben.
Mit von Partie beim hierzulande noch wenig bekannten grenzübergreifenden Verbundskipass sind auch 24 Schweizer Skidestinationen. Darunter befinden sich auffällig viele Familiengebiete wie Einsiedeln SZ, Airolo TI, das Berner Selital, Kiental BE und St. Antönien GR.
Diese oft nicht schneesicheren und kaum rentablen Kleinresorts müssen jede Chance packen, um neue Kunden zu gewinnen. Der Betreiber der Skilifte Friherrenberg in Einsiedeln, Christian Schönbächler, sagt: «Wir sind ein kleines Skigebiet und heissen jede Hilfe willkommen.»
Nächstes Jahr sollen mindestens zehn weitere Skigebiete allein aus der Schweiz hinzukommen, sagt Tomás Neiva (19) von der Snowpass-Geschäftsleitung auf Anfrage von BLICK.
Im Ausland sind Grossresorts dabei
Wer genug hat von der Schweizer Szenerie, kann mit dem Snowpass auf Pisten von zehn anderen Ländern ausweichen. Darunter Österreich, Frankreich, Slowenien oder Portugal. Während grosse Schweizer Skigebiete dem Snowpass die kalte Schulte zeigten, setzen in anderen Ländern international bekannte Grossresorts wie die spanische Sierra Nevada und das französische Isola auf den neuen Pass.
Mit 395 Euro (umgerechnet 435 Franken) für einen Saisonpass sind die Portugiesen vergleichsweise günstig. Der Graubündner Snowpass, der fast alle Bündner Skigebiete abdeckt, kostet die kommende Wintersaison 1480 Franken (siehe Box). Kostenpunkt des grössten Schweizer Verbundpasses, dem Magic Pass mit 30 Westschweizer Gebieten: 499 Franken.
Allerdings erlaubt der Snowpass der Portugiesen nur maximal zehn Tage freie Fahrt – je Skigebiet. Das neue Angebot soll für Skisportler interessant sein, die mehrmals pro Saison Ski fahren wollen, aber nicht immer im gleichen Gebiet.
«Snowpass füllt eine Marktlücke»
Snowpass-Chef Pedro Neiva (46) sagt: «Damit füllt Snowpass die Marktlücke, die zwischen Zehn-Tages-Pässen und Saisonkarten für einen regionalen Verbund bestehen.» Am meisten Pässe seien bisher in Grossbritannien, Slowenien und Deutschland verkauft worden.
In der Schweiz komme die grösste Nachfrage aus dem Tessin. Wenn noch grosse Skigebiete dazukämen, werde der Pass auch für Schweizer interessanter, ist Neiva überzeugt.
Ob das Geschäftsmodell funktioniert, muss das Start-up erst noch beweisen. Offenbar haben die Portugiesen die Skigebiete mit lukrativen Versprechen für sich gewonnen.
So wurde dem Berner Oberländer Selital-Gebiet pro Pistenkilometer über 1000 Franken versprochen. Da bisher weniger Schneepässe verkauft wurden als erwartet, gebe es jetzt doch keine fixe Entschädigung, sagt Schneeselital-Chef Patrick Zuber. Am Pass festhalten will Zuber trotzdem.
Schweizer Skigebiete profitieren vom Werbeauftritt
«Die Erträge sollen trotzdem verteilt werden, es sind nur die garantierten 1000 Franken pro Pistenkilometer, die wegfallen», sagt er. Falls überhaupt nichts ausbezahlt werde, habe Selital auch kein Risiko, da das Mitmachen nichts kostet. Dann profitiere Selital wenigstens vom kostenlosen Werbeauftritt.
Auch wenn der internationale Schneepass nicht zum Fliegen kommen würde, bleibt hierzulande der Trend zu regionalen Skiverbünden ungebrochen.
Andreas Keller vom Verband Seilbahnen Schweiz sagt: «Wir stellen in der Schweiz seit ein paar Jahren eine verstärkte Bewegung bei den Angeboten zu regionalen Saison- und Jahrespässen einerseits sowie dynamischen, tagesvariablen Skiticketpreisen mit teilweise sehr attraktiven Vorausbuchungsrabatten andererseits fest.»
Ein Pass für die gesamte Schweiz – also eine Art Schweizer Ski-GA – sei aktuell kein Thema, so Keller. Weil sich der Preis am teuersten mitmachenden Skigebiet orientieren müsste, wäre er für die ganze Schweiz gesehen zu hoch.
Alleingang können sich nur wenige leisten
Im Kampf um die Wintersportler schliessen sich auch in der Schweiz immer mehr Skigebiete zu Saisonabo-Verbünden zusammen. Den Alleingang können sich nur noch grosse höherpreisige Gebiete wie Zermatt VS leisten.
- Der grösste Kombi-Pass ist der Magic Pass (ab 499 Franken) mit über 30 Destinationen in der Westschweiz und seit dieser Saison auch ersten Deutschschweizer Gebieten (Saas-Fee, Leukerbad). Der gewichtigste Partner, die Bergbahnen Crans-Montana-Aminona, ist aber Mitte Oktober ausgestiegen, weil er einen Premium-Status wollte, was die anderen Gebiete ablehnten.
- Im Berner Oberland dominiert der Top-4-Skipass (ab 666 Franken). Er umfasst alle Lifte und Bahnen in den Skiregionen Adelboden-Lenk, Jungfrau (mit Grindelwald und Wengen), Gstaad (ohne Glacier 3000) sowie Meiringen-Hasliberg.
- Die Ganzjahreskarte Topcard (1400 Franken) gilt für die Skigebiete Arosa-Lenzerheide, Laax und Davos-Klosters.
- Eine kantonale Saisonkarte ist der Snowpass Graubünden für 1485 Franken in der Wintersaison 2019/20.
- Mit dem Schneepass Zentralschweiz gibt es für 1130 Franken freie Fahrt in 14 Skigebieten der Region.
- Meilenweiss (ab 998 Franken) gilt als der grösste Verbund der Voralpen mit 18 Gebieten in der Ostschweiz, Liechtenstein, Vorarlberg und Schwarzwald.
Die meisten Kombi-Abos sind im Vorverkauf günstiger, als nach dem Start der Saison.