Novartis macht die Schweiz zu einem Schlüsselstandort für die Produktion neuer Therapien. In Stein AG weihten Novartis-Chef Vas Narasimhan und Bundesrat Alain Berset die Produktionsstätte für modernste Zell- und Gentherapien ein.
Gemischte Gefühle in der Novartis Produktionsstätte in Stein AG. Novartis-Chef Vas Narasimhan (43) weiht heute den neuen Produktionsbereich für Zell- und Gentherapien ein. Hunderte Jobs entstehen. Nur in der Schweiz, den USA und in Frankreich werden die innovativen Therapien hergestellt.
Dabei ist auch Bundesrat Alain Berset (47). Der Gesundheitsminister freut sich einerseits über die neuen in der Schweiz hergestellten Therapien wie das bekannte Kymriah, die Leben retten. Anderseits bereiten ihm die bahnbrechenden Therapien aus dem Fricktal Kopfschmerzen.
Ball liegt beim BAG
Denn sie stellen das Gesundheitswesen vor grosse Herausforderungen. Eine personalisierte Zell-Therapie Kymriah gegen hartnäckigen Blutkrebs kostet in der Schweiz gemäss Listenpreis 370’000 Franken. Noch immer verhandeln das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Krankenkassen über die Höhe der Abgeltung. Laut dem Novartis-Schweiz-Chef Matthias Leuenberger (54) liegt es am BAG einen Entscheid zu fällen.
Aber Leuenberger betont: «Bis heute hat niemand in der Schweiz auf Kymriah verzichten müssen. Aber der Rückerstattungsprozess funktioniert noch nicht überall.» Rund 60 Prozent der Patienten seien bei einer Krankenkasse versichert, mit der Novartis ein Abkommen habe. Die restlichen 40 Prozent seien bei einer Kasse, «die den Rank mit uns noch nicht gefunden hat».
Seit August wurden in Stein sechs Dosen Kymriah hergestellt. Die allerdings für klinische Versuche verwendet wurden. «Erst im ersten Quartal 2020 soll Kymriah aus Stein eine kommerzielle Zulassung erhalten», sagt Leuenberger weiter.
450 neue Hightech-Jobs
Inzwischen arbeiten 185 Spezialisten für die neuen Zell- und Gentherapien in Stein. Durch die Investition von 90 Millionen Franken entstehen bis nächsten Sommer 260 Jobs. Wenn sich die Therapien gut verkaufen, besteht ein Potenzial von 450 neuen Jobs. Die Anlage soll die Einführung dieser Therapien in Europa vorantreiben. Ein Neubau war in Stein nicht nötig, die Anlage wurde in ein bestehendes Gebäude integriert.
Einen Wermutstropfen aber gibts: Wegen der Neuausrichtung des Pharmakonzerns auf komplexe Therapien fallen in Stein bis 2022 bis zu 700 Stellen weg, wie das Unternehmen im September 2018 bekannt gab. Das ist fast die Hälfte der 1800 Arbeitsplätze vor Ort. Betroffen sind vor allem jene, die in der Herstellung von traditionellen Medikamenten etwa in Tabletten- oder Kapselform arbeiten. Einige können umgeschult werden. Schweizweit streicht Novartis insgesamt 2150 Stellen in der Produktion und der Administration.