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Die Lawine der Trendsportangebote rollt

Carving löst das klassische Skifahren definitiv ab. Foto: Zermatt Bergbahnen

Die Jahrtausendwende, technische Aufrüstung und neue Angebote sollen in den Schweizer Wintersportgebieten den Lawinenwinter 1999 vergessen machen. Die Branche zeigt sich vor allem mit dem Buchungsstand für den Jahreswechsel zufrieden. Allerdings wird ein Trend zu kurzfristigerer Planung der Gäste beobachtet.

Claudia Laubscher

Nach den Imageproblemen wegen Hunderter von Schadenlawinen und tagelang von der Umwelt abgeschnittener Wintersportregionen im letzten Februar gibt sich der Schweizer Wintertourismus zu Beginn der neuen Saison wieder zuversichtlich. Eine generelle Abkehr der Gäste vom Wintersport in den Alpen wird nirgendwo befürchtet. Bei Schweiz Tourismus, der Dachorganisation für das Marketing, wird darauf hingewiesen, dass sich der Lawinenschutz trotz rekordhoher Schneemengen insgesamt bewährt habe. Der regionale Verband Berner Oberland Tourismus kann dem vergangenen Lawinenwinter sogar Positives abgewinnen: «Die Gäste wissen endlich wieder, dass es genügend Schnee gibt», sagte Sprecherin Regi Wittwer.

Wetter spielt eine grössere Rolle

In allen Wintersportregionen wird aber im Vergleich zu den Vorjahren bei den Gästen ein kurzfristigeres Buchungsverhalten beobachtet. Wetterentwicklung und Wetterprognosen dürften diese Saison eine grössere Rolle als früher spielen. Willkommen ist der Branche das Jahr 2000: Das Millennium, das auch in den Alpen mit einer Palette von besonderen Anlässen und Parties gefeiert wird, hat vor allem in den bekannten Wintersportorten schon seit langem einen Run auf Unterkünfte über Weihnachten und besonders über Neujahr ausgelöst. Dennoch gibt es in allen Regionen noch freie Betten, um nach Silvester den Kater auszuschlafen.

Wie schon letztes Jahr investierten die Wintersportorte nochmals kräftig in die Infrastruktur. Das Seilbahnangebot wurde vereinzelt ausgebaut, vor allem aber erneuert. Nach Angaben des Verbandes Seilbahnen Schweiz finden sechsplätzige Sesselbahnen immer mehr Verbreitung. Das grösste Seilbahnprojekt wurde in den Waadtländer Alpen verwirklicht, wo eine Luftseilbahn mit 125 Plätzen neu den Col du Pillon mit dem Diablerets-Gletscher verbindet. Alle grossen Wintersportregionen offerieren Halfpipes für die Snowboarder und verfügen über einen Funpark. Churwalden (GR) macht mit einer neuen 3,1 Kilometer langen Rodelbahn auf sich aufmerksam – sie soll die längste der Welt sein. Saas Fee wirbt mit einem Schneepavillon im Allalingletscher auf 3500 Metern Höhe über Meer. Neben einer Gletscherausstellung wurde auch eine Eiskapelle zum Heiraten eingerichtet. Das Engadin erhofft sich dank des Vereinatunnels einen Anstieg des Tagestourismus.

Carving wird zum Standard

Das Carving wird sich nach der Erwartung der Branche im kommenden Winter vollends durchsetzen. «Carving wird das klassische Skifahren ablösen», heisst es im Bünderland. Das Sportangebot ist zudem viel breiter geworden. Einzelne Gäste probieren Verschiedenes aus von Carving, über Snowboarden, zu Big Foot, den kleinen Skis, bis zum Schneeschuhlaufen. Vielfach seien die Sportler nicht mehr auf eine Variante fixiert, sondern nutzten das breite Mietangebot, um verschiedenste Sportarten auszuprobieren.

Skifahren auf dem Melkstuhl

Zu den «heissen» Winterangeboten für die kalte Saison zählen auch das Übernachten im selbsterstellten Iglu und das «Zorbing», das Rollen in einem luftgefüllten Gummiball auf einer speziellen Piste. «Echte Alpenromantik» verspricht das Verkehrsbüro Grächen im Wallis mit dem neuen Gerät «Skifox»: Es handelt sich um eine Art Ski mit angemachten Melkstuhl. Aber auch das klassische Wandern auf präparierten Wegen ist weiterhin beliebt. Rund 40 Prozent der Gäste ziehen laut Erhebungen des Walliser Verkehrsvereins die Schneewanderung oder das Langlaufen den neuen Trendsportarten vor.

(AP, publiziert „Solothurner Zeitung“)


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